Die Menschen unterscheiden sich weniger dadurch, ob sie Angst haben, sondern dadurch wovor sie Angst haben, wie sie die Angst auszudrücken und wie sie mit ihrer Angst umgehen. Lassen Sie die Angst vor der eigenen Angst zu oder wehren Sie diese ab?
Verdrängen sie Ihre Angst oder konfrontieren Sie sich mit ihr? Der Neurologe und Psychiater Egon Fabian unterscheidet in seinem Buch „Anatomie der Angst“ neben der klassischen Verdrängung zehn unterschiedliche Strategien im Umgang mit der Angst. Diese treten selten in Reinform auf, sondern zeigen sich meistens als Mischungen:
- Aktionismus
- Hyperaktivität
- Streben nach Macht
- Besitzsucht
- Übermässiges Rivalisieren
- Flucht in die Gewohnheiten
- Erotisieren und Sexualisieren
- Suchtverhalten
- Zwanghafte Verhalten
- Psychosomatische Krankheiten
Bei aller Unterschiedlichkeit dieser zehn Strategien gibt es eine grosse Gemeinsamkeit: Die Flucht vor der Angst als solches. Mit diesen Strategien verpassen wir es, uns der Furcht zu stellen. Sie auszuhalten. Sie zu ergründen. Und auf dieser Basis einen reifen Umgang damit zu finden.
Alle diese oben aufgeführten Strategien dienen einzig und allein dazu, uns die Angst vor der Angst zu ersparen, uns mit unserem innersten Kern auseinanderzusetzen. Wenn wir den Mut finden, uns selbst und unserer Angst zu begegnen, können wir die richtigen Konsequenzen ziehen und innerlich wachsen. Wie das gehen kann, zeige ich Ihnen im Coachingtipp.
Coachingtipp
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit der Angst umzugehen, hier einige wenige davon:
Stellen Sie sich der Angst
„Geh an die Orte, vor denen du dich fürchtest“ ist der Titel eines Buches zu dem Thema und gleichzeitig ein wirksames Programm zur Überwindung von Ängsten. Gehen Sie tatsächlich oder auch nur in Gedanken an die Orte, die Ihnen Angst machen. Schauen Sie sich dort um und benennen Sie, was Ihnen Angst macht. Geben Sie der Angst einen Namen oder ein Gesicht. Die Angst anzuerkennen kann sie bereits erheblich reduzieren. Wenn die Angst keine Berechtigung erhält und nicht gesehen wird, wird sie sich immer stärker zeigen.
Finden Sie heraus, wie die Angst sich Ihnen zeigt
Nehmen Sie Ihre Emotionen und Körpergefühle wahr und kommunizieren Sie diese. Äussern Sie die Körpergefühle gegenüber sich selbst. Zum Beispiel: Jetzt rast mein Herz, meine Hände werden feucht, mein Magen zieht sich zusammen, etc. Nehmen Sie wahr und äussern Sie sich, ohne zu bewerten oder diese Körpergefühle loswerden zu wollen.
Nun wenden Sie sich Ihren Emotionen und den Angstauslösern zu. Sind es Schmerzen, ist es das Alleinsein, die Abhängigkeit, die Sorge, nicht zu genügen, zu versagen, zu sterben, etc.? Benennen Sie diese wieder und schreiben Sie sie auf einen Zettel. Finden Sie ein für Sie passendes Behältnis (zum Beispiel eine Keksdose oder ähnliches) für die Angst; legen Sie den Zettel hinein und bewahren Sie dieses Behältnis auf. Die Angst ist dort gut aufgehoben; Sie sind sich ihrer bewusst und wissen sie trotzdem verschlossen.
Suchen Sie die Ausnahme von der Angst
Niemand hat permanent Angst. Es ist wichtig, die Angst nicht zu generalisieren. Suchen Sie die Ausnahme von der Regel: Wann waren Sie schon einmal in der gleichen oder ähnlichen Situation und hatten Zugang zu Ihren Ressourcen? Erinnern Sie sich an diese Zeit. Schauen Sie sich bewusst von Aussen an, so, wie Sie jemand anderen sehen würden, der ressourcevoll mit dieser Situation umzugehen weiss. Wenn Sie sich ein genügend klares Bild von sich selbst gemacht haben, wie Sie ressourcevoll mit dieser Situation umgegangen sind, schlüpfen Sie in sich hinein und werden Sie eins mit sich und den Ressourcen in dieser Situation. Erleben Sie Ihre eigene Kompetenz.
Erlauben Sie sich Orte und Zeiten der Angst
Wie erwähnt: Jeder Mensch hat Angst. Diese Emotion ist ein Grundbestandteil unseres Lebens. Definieren Sie einen Ort wo Sie Ihre Angst jeweils zulassen und anschauen. Das kann zum Beispiel ein Sofa oder ein Sessel sein. Gehen Sie dorthin und geben Sie sich der Angst hin. Definieren Sie vorab eine Zeit, die Sie mit sich und Ihrer Angst verbringen. Das können zehn Minuten oder eine Viertelstunde sein. Stellen Sie auf einem Wecker oder einer Eieruhr die Angstzeit ein. Wenn es klingelt, stehen Sie auf, schauen Sie auf das Sofa zurück und lassen Sie Ihre Angst dort.
Das alles können Sie auch kombinieren. Wichtig ist nur: Machen Sie etwas für sich; nehmen Sie sich und Ihre Angst wichtig. Mut, ein Gefühl persönlicher „Macht“ und Lebensfreude ist Ihre Belohnung.
Kommentare
Angst
Ich bin Lerncoach und habe es mit Kindern und Erwachsenen zu tun die oft unter Ängsten leiden. Ich finde Ihre Seite ganz arg toll! Habe bereits den Inneren Helfer bei zwei Coochies durch Ihre Anleitung gefunden. Hat sehr gut geklappt. Mich würde sehr interessieren wie Sie mit Ängsten umgehen.
HerzlichenGrüße
Michaela Rauch
Umgang mit Angst
Liebe Michaela
Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihren Kommentar übersehen und nicht geantwortet habe.
Sie finden zu dem Thema Umgang mit Angst mehrere neue Beiträge in meinem Blog.
http://www.froschkoenige.ch/blog
Auch das Phobiemodell, welches Sie mit Klick auf diesen Link finden, ist eine tolle Sache.
Schauen Sie sich doch mal um. Wenn Sie dann noch zusätzliche Fragen habe, helfe ich gerne weiter.
Viel Freude und Erfolg.
Herzliche Grüsse. Jürg Wilhelm
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