Splash 43 - Wie wäre es mal mit nein sagen?

14. Nov 2013

 Sind auch Sie oft überlastet? Und wenn ja, wie oft genau deshalb, weil Sie nicht „Nein“ sagen können, z.B. wenn:

  • Jemand Sie um etwas bittet, was Sie eigentlich nicht tun wollen, aber trotzdem annehmen?
  • Sie bereits überlastet sind aber dem schmeichelnden „Sie sind doch der/die Beste für diese Aufgabe“ nachgeben?
  • Ihre Partnerin oder Ihr Partner selbst so am Anschlag ist, dass Sie Mitleid bekommen und sie/ihm nicht noch mehr zumuten wollen, obwohl es doch seine/ihre Aufgabe wäre und er/sie es auch könnte?
  • Sie auf der Suche und beinahe süchtig nach Wertschätzung Bestätigung und Anerkennung sind, obwohl Sie wissen, dass Sie das auf Dauer unglücklich macht?

Es ist nichts Falsches daran, anderen einen Gefallen zu machen, sie zu unterstützen und zu entlasten. Nur: Irgendwann kommen die Hilfsbereiten an einen Punkt, wo ein“ Ja“ zu den anderen zu einem „Nein“ zu sich selbst wird. Lernen Sie, wieder einmal „Ja“ zu sich selbst zu sagen und dazu ein „Nein“ zu einem Anliegen anderer auszusprechen.

Ich wünsche Ihnen ein herzhaftes „Ja“ zu sich selbst und viel Freude beim Genuss der Freiräume die sich damit auftun können.


Die Tipps

Sechs Tipps, mit denen es Ihnen leichter fallen wird, zu entscheiden, wann Sie „ja“ und wann Sie besser “Nein” sagen.

1. Analysieren Sie das Anliegen

Viele kleine Anliegen entpuppen sich als veritable Projekte. Und viele scheinbar grosse Aufgaben als kleiner Aufwand. Verstehen Sie also zuerst das Anliegen, bevor Sie Stellung beziehen.

  • Was ist das genau, was Sie tun sollen? Eine Arbeit, ein Gefallen, etwas Materielles?
  • Was ist das gewünschte Ergebnis?
  • Wie viel Aufwand wird das bedeuten?
  • Haben Sie die Fähigkeiten und die Ressourcen, das zu tun, wenn Sie es tun wollten?
  • Wiederholen Sie das Anliegen.

2. Klären Sie, was der Anliegen Bringer selber nicht tun kann

Schon Galileo Galilei sagte, dass wir einem Menschen keinen Gefallen tun, wenn wir ihm Dinge abnehmen, die er selber schaffen könnte.

  • Was kann der Anliegen Bringer selber nicht tun? Weswegen?
  • Was müsste er/sie können?
  • Was hat er/sie schon versucht und was nicht?

3. Nehmen Sie sich Bedenkzeit vor der Entscheidung

Die meisten Anliegen sind keine Notfälle. Die Entscheidung darf reifen. Nehmen Sie sich deshalb Zeit, wenn Sie unsicher sind und sagen Sie zum Beispiel:

  • Ich möchte mir gerne überlegen, was das für mich bedeutet. Ich komme z.B. in zwei Tagen auf dich zurück.
  • Im Moment kann ich dir nicht zusagen. Aber ich gebe dir gerne z.B. morgen Bescheid.
  • Gib mir bitte z.B. zehn Minuten Bedenkzeit.
  • Etc.

4. Überlegen Sie sich den Preis und die Symmetrie von Geben und Nehmen

Auch wenn Beziehungen nicht nach kaufmännischen Regeln zu bewerten sind, so ist es doch wichtig, das Geben und Nehmen ausgeglichen sind. Das gilt für den Job genauso wie für Freundschaften oder die Familie. Wenn Sie dauerhaft mehr geben als Sie bekommen, werden Sie unzufrieden. Hier gilt es, gut für sich selbst zu sorgen. Zudem: Delegieren ist bequem - zwei Minuten faule Ausrede oder billige Komplimente können Stunden an Arbeit ersparen. Naiv, wenn wir drauf reinfallen. Bevor Sie zusagen, klären Sie bitte für sich:

  • Welche Bedeutung hat dieser Mensch für Sie; in welcher Beziehung stehen Sie zueinander?
  • Würden Sie das Gewünschte gerne tun oder geben – oder ist es Ihnen selbst zuwider?
  • Was, das Ihnen sonst noch wichtig ist, müssen Sie dafür zurückstellen oder aufgeben?
  • Ist es Ihnen wert, diesen Preis für ein „Ja“ zum Anliegen und damit zu dem anderen Menschen zu zahlen oder würden Sie viel lieber „Ja“ zu sich selbst und Ihren Werten sagen?

5. Begründen Sie das Nein

Alles hat seinen Grund. Wenn Sie ihn nennen, helfen Sie dem andern, Sie zu verstehen. Erklären Sie sich kurz:

  • „Ich hätte das gerne für dich gemacht. Doch das würde für mich bedeuten, dass z.B. ich mein wichtiges Projekt nicht rechtzeitig fertig bekomme“.
  • „Ich fühle mich sehr ausgepowert und habe mir versprochen, mir die nächsten drei Monate Gutes zu tun. Deshalb muss ich leider nein zu deinem Anliegen sagen, weil ich treu zu mir selber sein möchte. Ich hoffe, du verstehst mich...“
  • Etc.

6. Zeigen Sie bei einem Nein Alternativen auf

Können Sie ihn/sie auch coachen, dass er/sie es selber tun kann?

  • „Ich weiss, dass du das zu einem guten Teil selber tun kannst. Für das, was du noch nicht kannst, gebe ich dir gerne Unterstützung. Überlege dir, was genau ist, welche Ideen du zur Lösung hast und wie ich dir am besten weiterhelfen kann, damit du das selber lernst.“
  • „Frag bitte Michael; ich weiss, dass er das ausserordentlich gut kann und auch noch freie Zeit hat, dir zu helfen“.
  • Etc.

 

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Autor: Jürg Wilhelm, Au-Zürich

Jürg Wilhelm - NLP-Trainer
Lehrtrainer DVNLP @ froschkoenige.ch
NLP Ausbildungen und Life Coach Ausbildungen zum Practitioner, Master und Coach.
Seminare für Systembrett Aufstellungen und Life Coachings