Freund oder Feind? - Der innere Kritiker

25. Jan 2016

Kennen Sie das: Sie sind gestresst, es läuft grad einiges schief und irgendwie sind Sie mit sich selbst  und der Welt ein wenig unzufrieden... Da meldet sich eine innere Stimme bei Ihnen. Heute: Der Kritiker!

Schon der Urvater der Psychologen, Sigmund Freud, sprach von mehreren inneren Teilen. Er bezeichnete sie als „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“. Friedemann Schulz von Thun nannte diese Teile das innere Team und im NLP nennt man sie ganz einfach von Persönlichkeitsanteile. Trotz der unterschiedlichen Begriffe ist die Grundidee dieselbe: Wir sind keine homogene Einheit sondern je nach Situation treten unterschiedliche Persönlichkeitsanteile in den Vordergrund.

Der innere Kritiker

Der innere Kritiker –als einer unserer Teile - tritt vor allem dann auf den Plan, wenn die Dinge nicht so laufen, wie Sie das gerne hätten. Und er weiss Bescheid: Denn er führt das ganze Leben durch eine Statistik unserer Fehler, die er uns dann und wann in liebloser Art und Weise unter die Nase hält. Schattierungen ausserhalb von schwarz und weiss sind ihm ebenso fremd, wie sprachliche Zwischentöne. Er kaut uns – wenn er mal in Fahrt ist - ohne Unterbruch vor, was wir falsch machen, dass wir zuwenig gut sind, es nicht auf die Reihe bekommen und hat noch andere Nettigkeiten auf Lager. Dabei würden wir doch jemanden brauchen, der uns stützt und stärkt!

Alles hat einen Grund und einen Sinn – aber welchen?

„Es gibt keine Feinde, sondern nur Freunde und Lehrer“, heisst es. Nun gut. Aber was will er denn, der innere Kritiker und – wo kommt er her?

Grundsätzlich handelt es sich auch bei dem inneren Kritiker um einen Fitnesstrainer für das Leben. Er hilft uns besser uns besser zu werden, uns neuen Herausforderungen zu stellen und diese zu bewältigen. Allerdings tritt er oft knochenhart und auf eine lieblose Weise auf den Plan.

Wenn wir in unserer Biografie forschen, stellen wir fest, dass diese Art der Kritik aus unserem frühen Leben wohl bekannt ist. Sie stammt meistens aus dem Umfeld von Mutter, Vater oder anderen Erziehenden, die uns nahe standen und uns beeinflusst haben.

Wir bilden in unserer frühen Kindheit, wenn wir noch wenig Gabe zur Reflexion und andere Bewältigungsressourcen für schwierige Situationen haben, unter anderem sogenannte „Introjekte“. Das sind Anteile, Stimmen, Überzeugungen, etc. von anderen Menschen, die nicht zu uns gehören, die wir aber wie eigene Anteile behandeln und die in uns drinnen und auf uns wirken. Mit dieser Erkenntnis ist aber noch wenig gewonnen. Was also machen wir damit?


Umgang mit dem inneren Kritiker

Im Coaching machen wir dazu eine Biografie-Arbeit und/oder wenden energetisch-psychologische Verfahren wie Logosynthese oder EMDR an und werden so die Introjekte los. Die Bahn wird frei und die Last fällt ab.

Für das Selbst-Coaching haben sich folgende Schritte bewährt:

  1. Wenden Sie sich dem inneren Kritiker neugierig zu, so wie wenn er ein Teammitglied in Ihnen wäre. 
  2. Unterstellen Sie ihm eine positive Absicht und fragen Sie ihn, was er Gutes für Sie erreichen/bezwecken möchte.
  3. Wenn Sie das verstanden haben, bedanken Sie sich für die gute Absicht und geben Sie ihm einen neuen, der Absicht entsprechenden Namen (z.B. Entwicklungshelfer oder ähnliches).
  4. Sagen Sie ihm diesen neuen Namen und sprechen Sie ihn fortan, wenn er auf den Plan kommt, immer so an.
  5. Fragen Sie ihn, was ihn bisher so hart hat urteilen lassen und wo er das gelernt hat. Schenken Sie ihm dann für das Erlebte Ihr Mitgefühl und spenden Sie Trost, mit einer liebvollen Stimme, so, wie wenn Sie Vater oder Mutter eines kleinen Kindes wären (denn der Teil, der das gelernt hatte, war wohl in kleinem Kindesalter).
  6. Nehmen Sie sich vor, dass wenn der Kritiker wieder mal durchbrechen sollte (ja, auch unsere inneren Anteile sind WiederholungstäterJ), ihn als kleines Kind zu sehen, das Mitgefühl und Trost braucht.

Helfen Sie ihm, die Kritik in ein wichtiges Anliegen zu übersetzen, mit einer Stimme, welche Sie motiviert (z.B. Statt: „Na dass hast du ja mal wieder grandios scheitern lassen“; hin zu „Ok, das lief nicht wie geplant oder gewollt. Jetzt ist es eine gute Zeit, was neu oder anders zu tun.“)

Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, Ihren alten inneren Kritiker ganz neu kennenzulernen und zu Ihrem Freund zu machen. Es ist ein grosser Gewinn – versprochen!

 

 

 

 

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Autor: Jürg Wilhelm, Au-Zürich

Jürg Wilhelm - NLP-Trainer
Lehrtrainer DVNLP @ froschkoenige.ch
NLP Ausbildungen und Life Coach Ausbildungen zum Practitioner, Master und Coach.
Seminare für Systembrett Aufstellungen und Life Coachings