Splash 42 - Radikaler Wandel und Tetralemma

15. Okt 2013

 „Wenn du immer tust, was du schon immer getan hast, wirst du immer bekommen, was du schon immer bekommen hast. Wenn du das nicht willst, tu etwas anderes.“ Gregory Bateson

Einleuchtend – nicht wahr? Aber einfacher gesagt als getan. Schon der Urvater der Psychoanalyse, Sigmund Freud, hat uns gelehrt, dass der Mensch ein „Wiederholungstäter“ ist. Und zwar vor allem bei den Dingen, die nicht funktionieren!

Dieser „Splash“ ist etwas lang geworden, denn es geht um viel. Nämlich um den radikalen Wandel – und wie er gelingt. Hier fünf Theorien zum radikalen Wandel und ein Modell, diesen zu verstehen, zu erkunden - und zu vollziehen.

Theorien zum radikalen Wandel

Wandel heisst, das Neue gestalten, Entscheidungen zu treffen und manch Altes zurückzulassen. Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer haben in ihrem Buch „Ganz im Gegenteil“ Grundsätze zum Wandel und die Tetralemma-Arbeit publiziert, die hilft, den Wandel zu gestalten. Hier die fünf Aspekte des Wandels.

  1. Beziehe Stellung – hebe den Schwebezustand auf, anerkenne die Grenzen und benenne die Bedingungen für die Zusammenarbeit (oder worum es sonst noch gehen könnte)
  2. Lasse die Kraft des Nichtgewählten dem Gewählten zukommen – würdige die nicht gewählte Option als bedeutsam, ansonsten die Wahl unbedeutend wird, was sie sicher nicht ist
  3. Wechsle die Perspektive und halte das scheinbar Unvereinbare im tieferen Sinn für vereinbar – verändere dazu die bisherige Beschreibung der Gegensätze; formuliere die Gegensätze um, bis sie nur noch Wahrnehmungs-Perspektiven sind
  4. Nimm den Rahmen wahr, in dem es überhaupt zu der bisherigen Fragestellung kommen konnte – vergrössere den Rahmen der Fragestellung, in welchem die alte Fragestellung an Bedeutung verliert (vom Ich zu der Gruppe, zu der Stadt, zu dem Land, zur Welt, etc.)
  5. Ändere den bisherigen Änderungsstil – und dann sogar dies, indem du ausnahmsweise gar nichts änderst. Betrachte die, die du bislang als Ver-rückte gesehen hast als Ressource und lerne von ihnen

Das Tetralemma

Das Dilemma kennen wir alle: Wenn zwei gegensätzliche Positionen unvereinbar sind und beide zu unerwünschten Effekten führen würden. Das Tetralemma, eine Argumentationsform aus der indischen Logik, die bei Gericht verwendet wurde, hebt das Dilemma auf. Es wurde dabei zwischen der Position des Klägers, des Angeklagten, der Position, dass beide recht haben, und der Position, dass keiner recht hat, unterschieden. Die fünfte Position kam etwa im 2. Jahrhundert n. Chr. dazu. Sie wird das negierte Tetralemma genannt, weil sie „all dies nicht und selbst das nicht“ als „Nicht Position“ repräsentiert.

Wir setzen dieses erweiterte Tetralemma im Rahmen eines Wandels, bei Entscheidungen und/oder zur Klärung nächster Schritte oder für Entscheidungen ein.

Die Positionen im Tetralemma :

  • Das Eine
  • Das Andere
  • Beides
  • Keines von Beidem
  • All dies nicht und selbst das nicht (als Nicht-Position)

So geht’s

  1. Wähle ein Thema, das zu erkunden ist (ein Verhalten, ein Problem, eine Idee, etc.)
  2. Schreibe das Thema auf eine Karte und lege es in ein gedachtes Zentrum auf dem Boden
  3. Lege für die vier Positionen des Tetralemma Schuhe oder etwas anderes auf dem Boden aus – die Blickrichtung geht zum Thema in der Mitte
  4. Lege etwas für die fünfte Nicht Position hin – etwas ausserhalb, mit einem guten Überblick auf die Szenerie des Tetralemma
  5. Gehe dann auf die erste Position – halte inne, schliess die Augen und nimm wahr, was sich hier zeigt
  6. Steige aus der Szene aus und gehe an einen Ort, an welchem du die Erkenntnisse, sowie die Vor- und Nachteile dieser Position reflektierst und aufschreibst
  7. Dann gehe zu der Position des Anderen; mach dort wieder dasselbe wie bei Punkt fünf
  8. Geh wieder gemäss Schritt sechs vor
  9. Wiederhole das mit den folgenden Positionen sowie mit der Nichtposition
  10. Für die Schlussreflexion gehst du wieder gemäss Schritt sechs vor
  11. Fasse die drei nächsten Schritte zusammen oder lass, wenn du zu keiner finalen Erkenntnis gekommen bist, das Ganze wirken

Ich wünsche dir viele spannende Erkenntnisse und alles Gute beim Wandel. 

 

Übrigens: Wenn du das Tetralemma und viele andere Formen der Systemischen Strukturaufstellungen von Grund auf lernen willst, dann gibt es dazu eine passende Möglichkeit Weiterbildung Systemische Strukturaufstellung

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Autor: Jürg Wilhelm, Au-Zürich

Jürg Wilhelm - NLP-Trainer
Lehrtrainer DVNLP @ froschkoenige.ch
NLP Ausbildungen und Life Coach Ausbildungen zum Practitioner, Master und Coach.
Seminare für Systembrett Aufstellungen und Life Coachings